Montag, 26. April 2010


Atomprogramm im Heiligen Land
Auf dem Weg in eine atomwaffenfreie Welt?Hintergründe zum Gipfel in WashingtonDas Geheimnis um Israels nukleare MachtOffiziell hat Israel keine Atomwaffen. Doch immer wieder lieferten Verbündete wie Frankreich und die Vereinigten Staaten dem Land Nukleartechnik. Dass Israel längst zur Atommacht aufgestiegen ist, gilt unter Experten als offenes Geheimnis.
Im Dezember 2006, vor gut drei Jahren, sprach der damalige israelische Ministerpräsident Ehud Olmert aus, was bis dahin kein Regierungspolitiker in Israel zugegeben hatte. In einem Interview mit dem deutschen Fernsehsender N24 kam ihm versehentlich ein Satz über die nukleare Macht seines Landes über die Lippen: „Iran droht offen, explizit und öffentlich, Israel von der Landkarte zu tilgen. Kann man da behaupten, das sei dieselbe Ebene, wenn sie den Besitz von Atomwaffen anstreben wie Amerika, Frankreich, Israel, Russland?“Olmert reihte mit diesem Satz Israel wie selbstverständlich in die Riege der Atommächte ein. Offiziell aber hat Israel keine Atomwaffen – und doch weiß alle Welt, dass Israel eine Nuklearmacht ist. Dimona in der Negev-Wüste, so viel ist inoffiziell bekannt, ist der Sitz der israelischen Atomforschung und -produktion. Und an der Autobahn zwischen Tel Aviv und Aschdod, nahe der Mittelmeerküste, weist ein Schild auf die Ausfahrt „Nuklearzentrum Soreq“ hin. Fragt man in israelischen Ministerien nach, ob Israel Atomwaffen besitze, heißt es üblicherweise: „Israel wird nicht als erstes Land Atomwaffen in der Region einführen.“Aber dieser eigentümliche und unklare Satz ist längst überholt, spätestens seit dem 5. Oktober 1986. Damals enthüllte die britische „Sunday Times“ auf ihrer Titelseite „Die Geheimnisse des nuklearen Arsenals Israels“, samt Fotos und Zeichnungen. Informant der Zeitung war ein Atomtechniker aus Dimona. „Ich bin Mordechai Vanunu, der Mann hinter dem Sunday-Times-Artikel vom 5. Oktober 1986, der Artikel über Israels nukleare Waffen“, bekannte er später. 18 Jahre lang saß Vanunu anschließend in israelischen Gefängnissen, lange Jahre in Isolationshaft. Heute ist er immer noch kein freier Mann. Ausländischen Journalisten darf er keine Interviews geben, und er darf Israel nicht verlassen.Bis zu 300 Atomsprengköpfe?Aufgrund von Vanunus Informationen schätzen Experten, dass Israel über bis zu 300 atomare Sprengköpfe verfügt. Immer wieder halfen verbündete Staaten beim Aufbau der Nuklearmacht. Die USA lieferten schon in den 50er-Jahren einen Forschungsreaktor, Frankreich baute einen weiteren Reaktor und eine Wiederaufarbeitungsanlage. 1999 begann Deutschland mit der Lieferung von U-Booten des Typs „Dolphin“. Fachleute nehmen an, dass sie mit Atomraketen ausgerüstet werden können.Im Juli vergangenen Jahres schickte Israel eines der Boote auf die Reise durch den Suez-Kanal ins Rote Meer – mit Genehmigung Ägyptens. Die Regierung in Jerusalem demonstrierte, dass sie auch im Falle eines Atomangriffs des Iran flexibel mit einem atomaren Gegenschlag reagieren könnte. Israel soll auch Cruise Missiles besitzen, also Raketen, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können. Nach Informationen eines israelischen Solidaritätskomitees für Mordechai Vanunu sind die israelischen Raketen bei Jerusalem und in Galiläa, im Norden des Landes, stationiert.Israel will eigenes AtomkraftwerkZudem strebt Israel den Bau eines eigenen Atomkraftwerks an. Bei einer Konferenz in Paris im März sagte der israelische Minister für Infrastruktur, Uzi Landau, sein Land wolle zusammen mit Jordanien ein Atomkraftwerk bauen. Frankreich soll die Technologie dazu liefern. Das Kraftwerk soll im Süden des Landes, in der Negev-Wüste, gebaut werden.

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